Am 28.11.25 berichtete Bruno Götz in einem kurzweiligen 10-Minutenvortrag über die Börse und deren Historie im Mittelalter.
Börse als Marktplatz
Eine Börse bzw. ein Börsenplatz ist ein organisierter Marktplatz, an dem nach festen Regeln gehandelt wird – früher mit Waren wie Getreide, später mit Wertpapieren wie Aktien, Anleihen oder Terminkontrakten. An einer Börse treffen Angebot und Nachfrage transparent aufeinander, sodass sich Preise bilden können.
Die erste dokumentierte Börse entstand im 15. Jahrhundert in Brügge (Belgien). Dort trafen sich Kaufleute regelmäßig vor dem Haus der Kaufmannsfamilie van der Beurze – von deren Namen das Wort „Börse“ abgeleitet ist.
Die erste offizielle Börse mit festen Regeln wurde 1531 in Antwerpen gegründet. Sie gilt als der erste echte organisierte Börsenplatz der Welt
Die Tulpenmanie in den Niederlanden (1636–1637)
Die Tulpenmanie gilt als erste dokumentierte Spekulationsblase der Weltwirtschaftsgeschichte. In den 1630er-Jahren wurden Tulpen in den Niederlanden zum Luxusgut und Statussymbol. Die Nachfrage stieg rasant, und die Preise für seltene Tulpenzwiebeln explodierten – teilweise erreichte der Wert einer einzigen Zwiebel den Preis eines Hauses.
Der Handel verlagerte sich zunehmend in die Zukunft: Viele Geschäfte wurden über Terminkontrakte abgeschlossen, bei denen Käufer und Verkäufer eine spätere Lieferung vereinbarten. Als Zweifel an den hohen Bewertungen aufkamen, brach das Vertrauen abrupt zusammen. Die Preise fielen innerhalb weniger Tage massiv, zahlreiche Spekulanten verloren ihr Vermögen.
Die Tulpenmanie zeigt eindrücklich, wie Gier, Herdenverhalten und übersteigerte Erwartungen Märkte verzerren können – ein Muster, das sich in späteren Finanzblasen immer wiederholt hat.
Entstehung von Termingeschäften
Termingeschäfte spielten in der mittelalterlichen Schifffahrt eine wichtige Rolle. Sie entstanden aus dem Bedarf heraus, lange, riskante und teure Seereisen abzusichern und zu finanzieren.
- Absicherung gegen Preisschwankungen
Seereisen dauerten oft Monate. Währenddessen konnten Preise für Gewürze, Getreide, Wolle oder Metalle stark steigen oder fallen.
Mit einem Termingeschäft vereinbarten Händler schon vor der Abfahrt einen festen zukünftigen Preis.
→ Damit minimierten sie das Risiko großer Verluste.
- Finanzierung von Handelsreisen
Reisen mussten vorab bezahlt werden: Schiffe, Besatzung, Proviant
Der Käufer verpflichtete sich, die Ware später abzunehmen.
Der Verkäufer (oft ein Reeder oder Händler) erhielt so Planbarkeit und Finanzierung.
- Risikoteilung zwischen Kaufleuten
Handel und Seefahrt waren gefährlich: Stürme, Piraten, Verluste durch Verderb.
Durch Terminkontrakte konnte ein Händler das Risiko über mehrere Parteien verteilen.
→ Der Vertrag war damit eine Art Vorläufer moderner Versicherungs- und Hedging-Mechanismen.
- Grundlage früher Finanzmärkte
Diese frühen Terminkontrakte wurden nicht nur im Hafen abgeschlossen, sondern auch gehandelt – sie konnten weiterverkauft oder übertragen werden.
Damit bildeten sie eine wichtige Grundlage der späteren Terminbörsen, die im 16. und 17. Jahrhundert in den Niederlanden entstanden.
Fakten zur Börse
►teuerste Aktie: Berkshire Hathaway A USD 763.000
►höchste Börsenbewertung: Nvidia USD 5 Billionen
►älteste Aktie: Stora Kopparberget, Kupfermine aus Schweden 1288
►Brieftaubengeschwindigkeit: Julius Reuter 1850 mit Tauben schneller als die Post
►Bulle und Bär: Symbole für steigende und fallende Kurse